Che Guevara

Che Guevara

Das Foto dieses Mannes, aufgenommen von dem kubanischen Fotografen Alberto Korda am 5. März 1960 anlässlich der Beerdigung von Opfern eines Terroranschlages auf ein im Hafen von Havanna liegendes Frachtschiff, ging um die Welt und wurde zu einem der am meisten reproduzierten Motive des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. Viele Menschen tragen sein Bild mit sich, ohne etwas über ihn zu wissen. Wer war Ernesto „Che“ Guevara?

 

Er wurde am 14. Juni 1928 in Rosario/Argentinien in einer liberalen bürgerlichen Familie geboren. Bevor und nachdem er ein Medizinstudium abschloss, bereiste er zahlreiche Länder Lateinamerikas. Während dieser Zeit lernte er die elenden Lebensbedingungen vor allem der indigenen Bevölkerung kennen.

Der Che (rechts) beim Arbeitseinsatz in der Zuckerernte

Der Che (rechts) beim Arbeitseinsatz in der Zuckerernte

1955 traf er in Mexiko auf Fidel Castro und nahm 1956 mit 82 anderen Revolutionären an der legandären Überfahrt auf der Yacht „Granma“ teil, um den kubanischen Diktator Batista, eine Marionette der USA, zu stürzen. In den Bergen der Sierra Maestra begann der Guerillakrieg. 1958 marschierte Guevara als Kommandant einer Rebellenkolonne nach Zentralkuba und eroberte Santa Clara, die drittgrößte Stadt Kubas. Diese Aktion veranlasste den Diktator zur Flucht und bedeutete den Sieg der Revolution am 1. Januar 1959.

In der Folgezeit übernahm Guevara in der Revolutionsregierung zahlreiche wichtige Aufgaben. So war er u.a. Leiter der Abteilung für Industrialisierung des nationalen Instituts für Agrarreform, Präsident der Nationalbank und Industrieminister. Er repräsentierte Kuba international auf vielen Konferenzen und vor den Vereinten Nationen.

Mit seinem Denken beinflusste er nicht nur entscheidend die Politik der kubanischen Revolution, sondern gab dem marxistischen Denken auch weltweit neue Impulse. Er vertrat entschieden die Position, dass sich eine sozialistische Wirtschaftsordnung nicht vorrangig mit kapitalistischen Annahmen und Methoden aufbauen lässt, wie der Ware als dem ökonomischem Grundelement und dem individuellen, materiellen Interesse als zentralem Motivationsfaktor. Stattdessen setzte er nach der Schaffung der materiellen Basis für den Sozialismus auf den „Neuen Menschen“, der uneigennützig und aus politischen und moralischen Überzeugungen für eine gerechte Gesellschaft eintritt. Ernesto Guevara wurde zum Motivator für eine Bewegung der zusätzlichen Freiwilligenarbeit zum Aufbau des Landes, wobei er und andere politische Führer mit persönlichem Beispiel vorangingen.

Darüber hinaus steht sein Name für den konsequenten und bedingungslosen Internationalismus der kubanischen Revolution. Er verstand die organische Einheit des kapitalistischen Weltsystems, die Dialektik zwischen den verschiedenen Brennpunkten des Klassenkampfes innerhalb dieses Systems und erkannte, dass das Schicksal der kubanischen Revolution eng mit der Revolution in anderen Ländern verknüpft ist. Zugleich sah er den Internationalismus als eine moralische Pflicht, als ethische Forderung des revolutionären Humanismus, der die engen nationalen Grenzen in einer mächtigen Bewegung brüderlicher Solidarität überschreitet. 1965 legte er sämtliche politischen Ämter auf Kuba nieder, um mit Gruppen kubanischer Freiwilliger zunächst im Osten des Kongo und ab 1966 in Bolivien neue Zentren des Befreiungskampfes zu initiieren. Am 8. Oktober 1967 wurde er im Kampf verwundet und gefangengenommen und am folgenden Tag in La Higuera ermordet.

Er war kein „Staatsmann“, sondern ein politischer Führer, der für die Umsetzung seiner Ideale sein eigenes Leben einsetzte. Sein Denken, Handeln und seine Ausstrahlung haben seinen Tod überdauert und ihn zu einer Symbolfigur für politische Aufrichtigkeit und für das Ideal des „Neuen Menschen“ werden lassen.